BVG #weilichdichtrotzdemliebe

Berlin und ihre BVG – eine schwierige Beziehung aus der endlich Freundschaft geworden ist. Man akzeptiert sich langsam, auch wenn dauernd irgendwer schlechte Laune hat. Für positive Stimmung sorgt jetzt nämlich die BVG-Kampagne. Ein klarer Beweis dafür, dass gute Kommunikation und Humor scheinbar jede Beziehung retten können.

Eines muss man der BVG lassen: Ohne grundlegend etwas an ihrem vielfach kritisierten Serviceangebot zu verbessern, hat sie geschafft, was lange Zeit keiner für möglich gehalten hätte: Sie ist laut Facebook, Twitter und Co. ausgesprochen beliebt. Dabei kann man nun weder auf pünktlichere Busse nach Fahrplan hoffen, noch auf eine schnellere Durchsage, wenn die U-Bahn wieder mal aus unerfindlichen Gründen im Tunnel angehalten hat. Auch die Busfahrer scheinen nicht freundlicher geworden zu sein, als in den letzten Jahren. Bloß keine Fragen stellen.

Dennoch gibt es einen Perspektivwechsel. Das Image der BVG hat sich sichtlich verbessert und das ist vor allem der Kampagne #weilwirdichlieben zu verdanken, die uns nun seit gut zwei Jahren auf sämtlichen Social-Media-Kanälen und Werbeplakaten erheitert. Durch den Hashtag wurde auf Twitter, Facebook, YouTube und Instagram eine Plattform geschaffen, die zur Kommunikation und Unterhaltung einlädt, über alles, was mit der BVG zu tun hat. Und das kommt ziemlich gut an. Für ihren Erfolg ist die Kampagne deshalb bereits mehrfach ausgezeichnet worden, zum Beispiel als Gewinner des Deutschen Preis für Onlinekommunikation.

Bei so viel Engagement verzeiht man der BVG halt einiges. Und wenn nicht, dann kreiert man schnell einen Post auf Twitter und kanalisiert seine schlechte Laune in einen saftigen Tweet. Nette Kommentare von Mitleidenden und Likes stimmen dann gleich wieder etwas besser.

Auch erinnern die BVG-Plakate an den Service der BVG, der schließlich ein ganz besonderer ist. Denn die BVG holt einen auch morgens um 4:30 Uhr ab, was laut BVG-Plakat nicht mal die eigene „Mudda“ tun würde. Das mag zwar auch daran liegen, dass die Mütter der meisten Berliner-Nachtschwärmer irgendwo im Um- oder Ausland leben. Dennoch kann man an der BVG schon mal loben, dass sie den Berlinern sprerrstundenfreien Spaß am Wochenende ermöglicht. Im Vergleich zu anderen Metropolen ist das doch eine Besonderheit.

Vielleicht spiegelt der Erfolg der Kampagne neben all diesem Engagement aber auch vor allem eines wieder: unsere Sehnsucht nach unverschämtem Humor. Weil es doch eine gewisse Faszination ausübt, dass sich das BVG-Marketing scheinbar alles erlauben kann (man denke an Sprüche wie „Du brauchst deine Möpse nicht verstecken“). Und das in einer Zeit, in der man für jeden falschen Kommentar schnell in eine Schublade gesteckt wird, ob da nun Lügenpresse, Rassist oder Blondchen draufsteht. Vielleicht ist grade das ihr Geheimrezept, denn auf der BVG-Schublade steht immer groß und breit „Marketing“ drauf.

So sehr man sich also über den Service der BVG aufregen mag: Sie hat mit ihrer Kampagne gezeigt, dass man mit guter Kommunikation und Humor den ein oder anderen Patzer verzeiht – Oder zumindest die Wartezeit verkürzt, wenn mal wieder die S-Bahn ausgefallen ist.

Foto: andigraphy.de

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Ein Kommentar

  1. „Alles Absicht“ – das Motto der BVG, mit dem der Busfahrer mir nach einem Spurt von der S-Bahn her die Tür vor der Nase zumacht. BVG, dafür liebe ich Dich nicht!